Einführung des Quantenbegriffs
Die Newtonsche Gravitationslehre war Grundstein der Physik, ohne die viele Entdeckungen
wahrscheinlich enorm verzögert worden wären. Diese regte viele Physiker zu
Nachforschungen an.
Einer davon war der französische Physiker Marquis de Laplace zu
Beginn des 19. Jahrhunderts. Er stellte die Theorie auf, dass das Universum und sogar das
menschliche Verhalten vollständig deterministisch und vorhersagbar sei. Alles wäre von
wenigen physikalischen Gesetzen bestimmt und sei deshalb zu jedem Zeitpunkt exakt
berechenbar. Mit dieser These stieß er allerdings auf viele Gegner, da dieser
Determinismus Gottes Handlungsvermögen in der Welt enorm einschränkte.
Ende des 19.
Jahrhunderts beschäftigten sich die englischen Physiker Lord Rayleigh und Sir
James Jeans mit der Strahlung heißer Körper. Sie kamen rechnerisch zum Ergebnis, dass heiße Körper
(Bsp.: Sterne) unendlich viel Energie abstrahlen sollten. Damals nahm man an, dass die
abgestrahlte Energiemenge unabhängig von der Frequenz sei und somit die abgestrahlte
Gesamtenergie unendlich sei, da die Anzahl elektromagnetischer Wellen pro Sekunde
unbegrenzt ist.
Erst durch Max Planck konnte 1900 dieses unvorstellbare Resultat
korrigiert werden, indem er postulierte, dass Licht von glühenden Körpern Energie
nur in Portionen enthält - welche er Quanten nannte. Durch sein plancksches
Wirkungsquantum h konnte die Lichtenergie errechnet werden: W = h * f (Licht der Frequenz f
enthält Energie nur in Form unteilbarer Energiequanten oder Photonen dieser Größe)
(mit h = 6,626 * 10-34 Js). Somit besitzt also jedes Quantum einen gewissen
Energiebetrag, der abhängig von der Frequenz ist.
Heisenbergs Unschärferelation
Der junge deutsche Physiker Werner Heisenberg
beschäftigte sich in den 20er Jahren mit dem Quantenbegriff. Um die künftige Positionen und Geschwindigkeiten eines Teilchens
vorhersagen zu können, müsste die gegenwärtige Position und Geschwindigkeit eines Teilchens
genau gemessen werden. Um dies zu erreichen, bestrahlte er ein Teilchen mit Licht,
wobei einige Lichtwellen gestreut werden und dadurch die Position des Teilchens erkennbar
wird. Diese Position lässt sich jedoch - abhängig von der Wellenlänge des Lichtes - nur sehr ungenau erkennen.
Deshalb muss man die
Wellenlänge des Lichtes erheblich verringern muss, um ein möglichst genaues Ergebnis zu
erlangen.
Damit tritt jedoch erneut ein Problem auf, da Licht mit besonders kurzer
Wellenlänge eine besonders hohe Frequenz besitzt und somit nach der Formel W = h * f enorm
viel Energie.
Trifft nun bei der Messung das energiereiche Photon auf ein Elektron, so
erlangt dieses wegen der hohen Energiemenge einen großen Rückstoß. Das Elektron wird
dadurch quasi weggeschleudert, wodurch seine Geschwindigkeit nicht mehr genau feststellbar ist.
Dieses
Problem wird als die Heisenbergsche Unschärferelation bezeichnet, die folgendes besagt:
Je genauer man die Position eines Teilchens zu messen versucht, desto ungenauer lässt
sich seine Geschwindigkeit messen, und umgekehrt.
Das
Produkt der ungewissen Geschwindigkeit mal seines ungewissen Ortes kann niemals den Wert des
planckschen Wirkungsquantum unterschreiten.
Mit dieser Feststellung wurde der
Laplacesche Traum endgültig widerlegt. Nichts ist vorhersehbar, da nicht einmal der
augenblickliche Moment exakt bestimmt werden kann.
Dadurch wird laut Hawking Platz für ein
übernatürliches Wesen geschaffen: Dieses Wesen ist einzig und allein fähig den
Zustand des gegenwärtigen Universums zu beobachten, ohne auf ihn einzuwirken, wodurch
Naturgesetze erkennbar werden, die alle Ereignisse vollständig determinieren. Da der
Mensch diese Fähigkeit nicht besitzt, sollte er sich nur auf das konzentrieren, was er
sehen bzw. beobachten kann.
Diese Feststellung führte dazu, dass Heisenberg, Erwin
Schrödinger und Paul Dirac in den 20er Jahren die Lehre der Mechanik revidierten und eine
neue Lehre der Quantenmechanik entwickelten. Diese Quantenmechanik beruht auf der
Unschärferelation. In dieser Theorie haben Teilchen nicht mehr getrennte, genau
definierte Positionen und Geschwindigkeiten, die sich nicht beobachten lassen, sondern
nehmen statt dessen einen Quantenzustand ein, der eine Kombination aus Ort und
Geschwindigkeit darstellt. Heisenberg bemerkte jedoch, dass die Quantenmechanik nur in
atomaren Bereichen gilt. Dort gilt nicht mehr Ursache und Wirkung, sondern Zufall und
Wahrscheinlichkeit.
Wahrscheinlichkeitsrechnung
Die Quantenmechanik sagt also kein genaues Ergebnis voraus, sondern vielmehr die
Wahrscheinlichkeit, mit der ein solches Ergebnis auftritt. Hawking beschreibt dies
folgendermaßen: Nähme man die gleiche Messung an einer großen Zahl ähnlicher
Systeme mit gleichen Anfangsbedingungen vor, so erhielte man in einer bestimmten Zahl von
Fällen das Ergebnis A, in einer anderen Zahl von Fällen das Ergebnis B und so fort. Man
könnte annähernd die Häufigkeit des Ergebnisses A oder B voraussagen, aber es wäre
unmöglich, das spezifische Ergebnis einer einzelnen Messung zu prognostizieren.
Dadurch wird die Wissenschaft unvorhersagbar und zufällig. Einstein, der selbst aktiv an
der Entwicklung der Quantenmechanik beteiligt war, konnte lange Zeit diese Vorstellung
nicht akzeptieren, wodurch auch sein berühmtes Zitat: Gott würfelt nicht
entstand. Doch immer mehr Physiker ließen sich von der Quantenmechanik überzeugen, da
sie mit den gemessenen Ergebnissen übereinstimmte. Dabei spielt sie eine wichtige Rolle
in der Elektronik, der Chemie und der Biologie.
Da aber, wie bereits erwähnt, die
Quantenmechanik in atomaren Bereichen angewendet werden muss, ist Stephen Hawing -
um das Verhalten in den winzigen Dimensionen beim Urknall oder in schwarzen Löchern zu beschreiben - selbst
darum bemüht, eine Quantentheorie der Gravitation zu entwerfen, von der bereits einige
Verhaltensmuster bekannt sind.
Welle-Teilchen-Dualismus
Was ist Licht? In der Optik ergeben sich folgende Phänomene:
- -eine Welle
(Interferenzerscheinungen, Beugung, Streuung nur bei Wellen; Reflexion, Brechung durch
Wellencharakter erklärbar)
- -eine Querwelle (Polarisation)
- -eine elektromagnetische Welle
(genügt den Maxwellschen Gleichungen, insbesondere hat es auch dieselbe
Ausbreitungsgeschwindigkeit c)
- -Wellenlängenbereich im Vakuum: 400-800 nm (aus
Interferenzmessungen)
Aus dem Photoeffekt und anderen Experimenten ergeben sich ganz andere Aspekte:
Was ist Licht nun?
- -ein Teilchen (Wechselwirkung mit Materie ist nur so erklärbar)
Licht ist also auf den ersten Blick eine Welle. Laut
Plancks Quantenhypothese verhält es sich aber auch wie Teilchen, da es nur in Paketen,
in Quanten auftritt. Durch Heisenbergs Unschärferelation werden diese Lichtquanten erneut
wellenartig, da sie sich in gewisser Hinsicht wie Wellen verhalten, denn sie besitzen
keinen festlegbaren Ort, sondern sind mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeitsverteilung
verschmiert.
Somit entsteht in der Quantenmechanik ein sogenannter Dualismus
von Teilchen und Welle. Hawking verdeutlicht dies folgendermaßen: Für manche
Zwecke ist es nützlich, sich die Teilchen als Welle vorzustellen, für andere Zwecke ist
es günstiger, Wellen als Teilchen anzusehen.
Doppelspaltexperiment
Der Wellencharakter von kleinsten Teilchen lässt sich am Doppelspalt-Experiment
demonstrieren, in welchem kohärentes, monochromatisches Laserlicht durch zwei schmale,
parallele Spalten in einer Trennwand geschickt wird. Dabei werden auf einem dahinter
angebrachten Schirm helle und dunkle Interferenzstreifen sichtbar, welche sich aus der
Überlagerung der von den Spalten ausgehenden neuen Elementarwellen ergeben.
Es wird
deutlich, dass sich die Photonen des Laserlichts in großer Anzahl (d.h. in hoher Dichte)
wie Wellen verhalten. Dabei ist zwischen kleinsten Teilchen, wie etwa Photonen oder
Elektronen, und makroskopischen Körperchen zu unterscheiden. Während bei diesen die
Gesetze der Newtonschen Mechanik anzuwenden sind (auf dem Schirm also keine
Interferenzstreifen zu beobachten wären), sind bei der Verteilung der sog.
mikroskopischen Quantenobjekte die Wellenprinzipien zuständig.
Diese Wellenfunktion gibt
die Wahrscheinlichkeit an, mit der im betreffenden Bereich solche Quantenobjekte
(Elektronen, Photonen) zu finden sind. Starkes Laserlicht und auch elektromagnetische
Wellen besitzen eine derart riesige Anzahl an Photonen, die so dicht aneinander sind, dass
ihr Wellenverhalten einen klassischen Charakter gewinnt, d.h. in menschlichem Ermessen als
'real' empfunden wird. Die Wellencharakteristik ist dabei leicht zu erfassen. Die
Quantenobjekte stellen sich also als die Bausteine, Energieportionen einer Welle dar.
Atommodell der Quantenmechanik
Das Wellenverhalten kleinster Teilchen erklärt auch den Aufbau von Atomen, "der
Grundeinheiten von Chemie und Biologie und der Bausteine, aus denen wir und alles um uns
her bestehen" (S. 82). Schon 1913 fand man heraus, dass sich Elektronen nur in
bestimmten Abständen um den Kern des Atoms bewegen können. Jedoch war man sich zu jener
Zeit noch nicht über die Umlaufbahnen in komplizierten Atomen im Klaren. Erst die
Quantenmechanik fand hierauf eine Lösung, ist sie doch von der Wellennatur der Elektronen
überzeugt.
Die Umlaufbahnen werden durch Wahrscheinlichkeitswellen ersetzt, wobei die
'Bahnlängen' ganzzahligen Vielfachen der Längen dieser Elektronenwellen entsprechen
müssen. So treffen bei jeder Umrundung des Elektrons Wellenberge auf Wellenberge und
Wellentäler auf Wellentäler; es herrscht konstruktive Interferenz. Alle anderen 'Bahnen'
sind nicht möglich.
Aufsummierung von Möglichkeiten (sum-over histories)
Eine weitere Erklärung der zulässigen Elektronenwege um den Atomkern, welche die
Quantenmechanik bietet, ist die Aufsummierung von Möglichkeiten (sum-over histories),
auch Pfadintegralmethode genannt. Dabei geht man davon aus, dass sich ein Teilchen auf
jedem beliebigen Weg durch die Raumzeit bewegen kann, um vom einen zum anderen Ort zu
gelangen. Jedem Weg wird seine charakteristische Welle zugeschrieben, welche sich in einer
bestimmten Phase befindet. Bei der Addition (Aufsummierung) der Wellen für alle
möglichen Wege werden sich benachbarte Wellen größtenteils fast auslöschen, da sie
gegeneinander phasenverschoben sind. Nur in einigen wenigen Anordnungen, in denen dies
nicht der Fall ist, besteht die große Wahrscheinlichkeit, dass sich das Elektron dort
aufhält. Diesen Wegen entsprechen die zulässigen 'Bahnen', welche sich im obigen
Abschnitt ergaben.
Zusammenführung von Quantenmechanik und Allgemeiner Relativitätstheorie
Die Quantenmechanik leistet durch ihre Erkenntnisse auf atomaren und molekularen Ebenen
den Grundstock für alles Wissen auf Gebieten der Chemie und Biologie. Sie hat es
(theoretisch!) möglich gemacht, nahezu alles vorherzusagen, was wir um uns herum
wahrnehmen" (S.84). Ausgeschlossen sind dabei natürlich Bereiche, die in die Tiefen
der Unschärferelation vordringen; für unseren gewohnten Erfahrungsbereich sind diese
aber unbedeutend.
In diesem Zusammenhang zeigt sich das Problem der Allgemeinen
Relativitätstheorie, die sich erlaubt, aus besagtem Grund die Unschärferelation der
Quantenmechanik außer Acht zu lassen. Viele Indizien sprechen aber dafür, dass bei
Punkten von unendlicher Dichte (Schwarze Löcher, Urknall), welche von ihr selbst
postuliert werden, die Auswirkungen der Quantenmechanik von großer Bedeutung sind. Hier
öffnet sich ein neues spannendes Gebiet der Physik, dessen Aufgabe es nun sein muss, die
beiden großen Theorien dieses Jahrhunderts, die Theorie des außerordentlich Großen (die
Allgemeine Relativitätstheorie) und die Theorie des unglaublich Kleinen (die
Quantenmechanik), zu vereinheitlichen. Es ist an den Physikern, eine Formel zu finden, die
das gesamte Universum erklärt. Stephen Hawking bietet in diesem Buch dazu einen
möglichen Ansatz.
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